Opportunitätskosten

Ein Konzept, das mein Leben und Business veränderte

Laura Timm • 13. März 2024

Hörsaal voller Studenten

Mit 21 Jahren saß ich im Hörsaal und versuchte, einer BWL-Vorlesung zu folgen. Sie war wie immer super theorielastig, und es fiel mir schwer, nicht wieder mit meinen Gedanken abzuschweifen. „Doch wie soll der CEO sich nun entscheiden? Für Option A oder Option B?“, fragte der Professor in die Runde. Es wurde erst mucksmäuschenstill, und dann fingen über 1.000 Studierende an, mit ihren SitznachbarInnen über die Vor- und Nachteile von Option A und B zu diskutieren.

„Die Antwort liegt in der Höhe der Opportunitätskosten“, unterbrach uns der Professor irgendwann.

Der Hörsaal wurde wieder still, als wir seiner Erklärung lauschten. „Opportunitätskosten bezeichnen den Nutzen oder Wert einer Alternative, auf den wir verzichten (oder der uns entgeht), wenn wir uns für eine bestimmte Option gegenüber einer anderen entscheiden. Anders ausgedrückt: Es sind die Kosten (real oder wertbasiert), die entstehen, wenn wir eine bestimmte Wahl treffen.“

Ich fand das Konzept zwar spannend, aber so ganz hatte ich es noch nicht verstanden. Zum Glück folgte auf diese Erklärung ein gutes Beispiel: „Stell dir vor, du liegst am Nachmittag auf der Couch und schaust drei Stunden lang Netflix (Option A). Du bist jedoch GrafikdesignerIn und könntest in diesen drei Stunden auch an einem Kundenprojekt arbeiten und 180 € verdienen (Option B). Dann belaufen sich die Opportunitätskosten, die dir entgehen, wenn du dich für Option A und nicht B entscheidest, auf 180 €.“

Jemand schaltet den Fernseher an und schaut Netflix

Das leuchtete mir natürlich ein, aber so hatte ich das Ganze noch nie betrachtet. „Wichtig ist aber auch, dass es hier nicht immer nur um Geld geht. Opportunitätskosten müssen nicht immer monetär sein.“, fuhr der Professor fort und klickte auf die nächste Seite seiner PowerPoint. Darauf war ein Bild von einem Hörsaal mit Studierenden zu sehen, ähnlich wie der, in dem wir alle gerade saßen und seiner Vorlesung lauschten.

„Ihr alle seid heute an einem Dienstagnachmittag für ganze zwei Stunden hier in diesem Hörsaal und hört euch meine Vorlesung an (Option A). Ihr könntet jedoch auch arbeiten und Geld verdienen (Option B), über ein eigenes Unternehmen nachdenken (Option C), ein Buch lesen (Option D), mit eurem Partner / eurer Partnerin oder euren Kindern kuscheln (Option E), Sport machen (Option F) oder euch bei einer ausgiebigen Massage entspannen (Option G). Oft haben wir unzählige Möglichkeiten, wie wir unsere Zeit investieren könnten. Und hier geht es nicht mehr nur um den Preis, sondern um den Wert der Option.“

Ihr habt euch bewusst dazu entschieden, in dieser Vorlesung zu sitzen, wo ihr keinen einzigen Cent verdient und auch bewusst auf alle anderen Optionen verzichten müsst. Warum? Weil euch das Wissen, das ihr hier heute bekommt, eure Zeit wert ist. Es ist es euch wert.“

Man merkte richtig, wie der gesamte Hörsaal über die Worte unseres Professors nachdachte. Er hatte absolut recht. Bewusst oder unbewusst hatten wir auf andere Optionen verzichtet, um hier zu sein.

Professor hält eine Vorlesung mit Studenten

„Ich bin mir sicher, dass bei dem Beispiel mit der Wahl zwischen Netflix schauen und 180 € verdienen, die meisten von euch gesagt hätten, sie würden sich ganz klar für das Geld entscheiden“, fuhr der Professor fort. Aber vielleicht ist dir diese Entspannungsphase auf der Couch auch einfach die Opportunitätskosten wert. Vielleicht hast du schon die ganze Woche und auch am Wochenende durchgearbeitet und musst deinem Gehirn und Körper einfach ein bisschen Ruhe und Entspannung gönnen.

Ein weiteres Beispiel ist das Thema Haushaltshilfe. Stell dir vor, du hast Kinder. Du kannst es dir problemlos leisten, eine Haushaltshilfe einzustellen, die dich und deine/n PartnerIn mit dem Kochen und Putzen unterstützt. Dadurch spart ihr euch fünf Stunden pro Woche, die ihr nicht mit Haushaltsaufgaben, sondern stattdessen mit Quality Time mit eurer Familie verbringen könnt.“

Dieses Beispiel löste in mir einen richtigen Aha-Moment aus. Ich hatte bislang immer nur die realen Kosten betrachtet. Eine Haushaltshilfe hätte ich immer ganz klar als Ausgabe gesehen, doch tatsächlich kann man sich dadurch Zeit kaufen, die man dann wiederum in Dinge investieren kann, die einen viel höheren Wert haben.

Vater und kleiner Sohn rutschen eine Wasserrutsche hinunter

„Was hat das jetzt mit Unternehmertum zu tun?“, fragte der Professor wieder in die Runde. „Ganz einfach. Auch als CEO hat dein Tag nur 24 Stunden, und du wirst nicht alles alleine schaffen können. Zumindest nicht, wenn du weiter wachsen, langfristig eine ausgewogene Work-Life-Balance halten und genug Zeit für dich, deine Familie und deine Gesundheit haben möchtest. Verbringst du den halben Tag damit, E-Mails zu beantworten oder selbst an deiner Website herumzupfeilen, hast du eben weniger Zeit für effektives Marketing, Kundenprojekte oder Verkäufe, die dir tatsächliches Geld einbringen.“

Die Faustregel lautet:

Wenn die Opportunitätskosten höher sind, wenn du’s selbst machst – und denk daran, es geht hier nicht ausschließlich ums Geld –, dann gib es an jemanden ab, der es wahrscheinlich sogar noch besser und schneller macht als du selbst.

Damit beendete er seine Vorlesung und verließ den Hörsaal. Für mich änderte sich jedoch alles mit dieser neuen Denkweise. Seitdem versuche ich, nur noch Geld für Dinge auszugeben, die es mir wert sind. Ob das nun ein Urlaub mit meinem Partner, ein Coaching für 3.000 € oder ein Buch für 20 € ist. Das Gleiche gilt auch für meine Zeit. Nicht alle Personen oder Aktivitäten sind meine Zeit wert. Und da sie nun mal begrenzt ist, versuche ich, viel bewusster darauf zu achten, wofür ich meine Zeit investiere.

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Laura Timm auf der Fähre, blickt in die Ferne
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